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sportschuhtuning

Matthias Comanns: Ein richtig passender Laufschuh, der auf die individuelle Anforderung zugeschnitten ist, ist ein erlaubtes Dopingmittel. Die Bedürfnisse des Sportlers genau zu ermitteln und aus Fuß, Schuh und orthopädischer Maßnahme eine Einheit zu machen, sind die Grundlagen dieses »Dopings«.

Wenn man sich ansieht, mit welchen »Schlappen« die Leute ihren Marathon abspulen, kann man sich nur wundern. Auch Spitzenleute sind mit fürchterlichen Schuhen unterwegs, wie bei der letzten Europameisterschaft der Leichtathleten in München zu sehen war. Man muss sich wundern über den menschlichen Organismus, der in der Lage ist, Fehlbelastungen über lange Zeit und lange Distanzen auszuhalten und zu kompensieren. Ein Auto, bei dem eine Pleuelstange falsch belastet wird, reagiert meist sofort – mit Bruch. Der Bruch kommt auch beim Menschen, oft spät, aber dann mit Macht. Bleiben wir beim Auto. Warum werden Autos »aufgemotzt«? Nicht immer nur aus sportlichen Gründen. Serienfahrzeuge werden durch Tuning zu Sportgeräten. Dasselbe gilt auch für den Sportschuh – auch ein Sportschuh kann »getunt« werden.

Fast alle zivilisierten Menschen haben mehr oder weniger ihre Sorgen mit den Füßen. Die Mode, die Umwelteinflüsse, alles hat ihre Auswirkung auf die Fußgesundheit. Das kleine Kind muss schon Schuhe tragen. Lauflernschühchen sind auf dem Markt, doch laufen lernt man am besten ohne Schuhe! Bei Reihenuntersuchungen im jahr 1986 fand man bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren niemanden mehr mit einwandfreien Füßen (s. Zeitschrift Warentest 5/1986). Wie würde denn 2002 eine solche Untersuchung ausfallen? Besser?

Die meisten Sportler haben mehr oder weniger Achsenfehlstellungen in ihrem Gangwerk. Das »Chassis« ist verzogen, die Reifen – die Schuhe – laufen unwuchtig! Hier hat nun die Sport-Orthopädie die Möglichkeit einzugreifen. Die Industrie liefert die Serie, die Sportorthopädie macht das »Tuning«.

Es müssen keine großen Umbauten am Schuh oder aufwendige Einlagen sein. Wichtig ist, zu erkennen, was der Sportler braucht. Augen, Hände und Intuition sind die drei wichtigsten Hilfsmittel für die Versorgung. Man muss in der Lage sein, den Bewegungsablauf des Sportlers oder Belastung eines Fußes zu erkennen (auf dem Laufband, mit der Druckverteilungsmessung) und man muss den Fuß in die Hände nehmen, ihn untersuchen und auch erfühlen, wo die Probleme liegen können. Dafür benötigt man ein ein möglichst weit reichendes Wissen über Anatomie, Physiologie, Biomechanik und die Pathologie der sportmedizinischen Verletzungen. Man sollte wissen, wie sich der Mensch bewegt beziehungweise wie sich die Gelenke zueinander verhalten. Und man muss wissen, wie ein Problem entsteht. Dies ist die Grundlage für die Intuition, als das Erkennen, welche Maßnahmen einem Sportler am besten helfen könnten.

Nicht zu unterschätzen ist hierbei die Erfahrung, zum Beispiel auch am eigenen Leib. Wenn man selbst erlebt, wie sich die verschiedenen Maßnahmen auf den Körper auswirken, kann man auch besser einschätzen, wie sie bei anderen möglicherweise wirken.

Orthopädie Schuhmachermeister Matthias Comanns:

Einen Marathon kann man unserer Erfahrung nach »nur« über Laufschuhveränderung um bis zu 10 bis 20 Minuten schneller machen!

In den letzten Jahren wurde in der Sportschuhindustrie viel Wert auf Dämpfung gelegt. Wie sich heute herausstellt, war die Überbetonung dieses Aspektes ein Fehler. Wir haben in unserer Arbeit schon immer größeren Wert darauf gelegt, den Fuß zu führen und in seiner natürlichen Abrollbewegung zu unterstützen. Fuß, Schuh und Maßnahme (Schuhzurichtung und/oder Einlage) müssen dabei immer eine Einheit bilden; Länge und Weite müssen stimmen. Einen Kompromiss einzugehen, bringt nichts; das Ergebnis ist meist ein unzufriedener Kunde. Das heißt in letzter Konsequenz auch, daß man einen Sportler bittet, neue Schuhe zu kaufen oder – bei neuen Schuhen – seine Schuhe gegen ein geeignetes Modell einzutauschen. In unserer Umgebung arbeiten wir mit Sportgeschäften zusammen, wo dies möglich ist.

Die Auswahl der richtigen Schuhe und das »Schuhtuning«, die Zurichtung des Schuhs dienen in erster Linie dem Führen und dem Ausrichten des Fußes, um ihn so vor unphysiologischen Belastungen zu schützen.

Ein Rechenbeispiel: Sein »Normalgewicht« hat man in Ruhestellung zum Beispiel auf der Waage. In der Bewegung, beim Gehen und Laufen steigt das Gewicht um das 3–5 fache des Normalgewichts an. Wenn wir unten ansetzen: Das bedeutet, daß ein 70 Kilogramm schwerer Läufer jeden Fuß, Schritt für Schritt mit zirka 210 Kilogramm belastet. Beim Marathon sind dies 35.000 Schritte. 210 Kilogramm x 35.000 Schritte = 7.350.000 Kilogramm. Ein Marathonläufer hat auf 42.2 Kilometer 7350 Tonnen bewegt!!!

Bei Fehlstellungen von Gelenken kann diese Belastungskurve noch größer sein. Das Gewicht tragen nicht nur die Füße. Die Wucht des Aufpralls überträgt sich auf die Knöchel, die Knie, die Hüften, den Rücken. Die Bänder, die Sehnen, die Muskeln müssen damit fertig werden – manchmal werden sie »fertig« gemacht. Wer wundert sich jetzt noch über »Wehwehchen«? Unphysiologische Bewegung am Fuß wirkt sich negativ nach oben im Bewegungsapparat aus.

Ein weit verbreiteter Irrtum unter Läufern ist, daß man mit so genannten Wettkampfschuhen aufgrund ihres geringeren Gewichts schneller wird. Dies gilt allenfalls für die ersten Kilometer. Sinkt der Fuß des Läufers aufgrund der ungenügenden Stützwirkung dieser Schuhe ein, so wird der Kraftaufwand, die Füße und den Körper muskulär zu stabiliseren, höher als der Gewinn durch ein geringeres Gewicht. Und die festeren, stützenden Schuhe sind normalerweise nur 50–100 Gramm schwerer als die Wettkampfschuhe.

Die Nachkontrolle ist integraler Bestandteil der Versorgung. 14 Tage nach Auslieferung der Schuhe bestellen wir die Sportler wieder, um zu sehen, wie der Organismus auf unsere Intervention reagiert. Nochmals 14 Tage später erfolgt eine weitere Kontrolle.

Wenn man Fehlstellungen kompensiert und die Achsen in Fuß und Bein aufrichtet, kann man alle Kraft auf Zielrichtung einsetzen – es wird keine Kraft mehr zur Stellungskorrektur vergeudet. Man wird ohne Mehraufwand an Kraft schneller. Jetzt kann man auch besser den Begriff des »erlaubten Doping« verstehen. Durch das bessere Schwingen der Beine wird der Schritt, bei gleichbleibender Muskelfrequenz, länger. Man ist in der Endabrechnung – im Ziel – spürbar und messbar schneller. Sportorthopädie macht besser - schneller - leistungsfähiger!

Einen Marathon kann man unserer Erfahrung nach »nur« über Laufschuhveränderung um bis zu 10 bis 20 Minuten schneller machen.

Man wird nicht nur besser und schneller, man muss die Angelegenheit auch unter medizinischen Aspekten sehen. Durch Aufrichten der Fehlstellung und Einrichten der Fuß- und Beinachsen werden Beschwerden gelindert und gebessert, Medikamente können eingespart werden, Verletzungspausen werden kürzer. Gesichtspunkte, die unter dem Aspekt der Kostendämpfung im Gesundheitswesen nicht zu unterschätzen sind. Zusätzlich zur Rehabilitation der Sportler kommt hinzu, daß über die Fehlstellungskompensierung die neuerliche Verletzungsgefahr gemindert wird. Der Fuß hat einen besseren, sicheren Auftritt und damit weniger Verletzungsanfälligkeit. Zur Rehabilitation kommt die Prophylaxe.

(Veröffentlicht in: Orthopädieschuhtechnik 12/2002)

 
 

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